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Leseprobe 3 DOI: 10.14623/wua.2018.2.83-88
Klaus von Stosch
Claude Geffrés „Theologie des religiösen Pluralismus“
Eine Würdigung aus der Perspektive Komparativer Theologie
Das Projekt Komparativer Theologie stellt eine theologische Neuentwicklung dar, mit der sich Claude Geffré nicht mehr explizit auseinandergesetzt hat. Dennoch gibt es eine Reihe von offensichtlichen Berührungspunkten und gemeinsamen Anliegen zwischen seiner „Theologie des religiösen Pluralismus“ und der Komparativen Theologie. Ich möchte das im Folgenden verdeutlichen, indem ich in einem ersten Schritt anhand von drei Stichworten Gemeinsamkeiten seiner Überlegungen mit der Komparativen Theologie herausstelle. Danach will ich, in einem zweiten Schritt, eine Spannung reflektieren, bei der sich aus komparativ theologischer Sicht Nachfragen an Claude Geffré ergeben. Diese Nachfragen beziehen sich auf Themenkomplexe, die zugleich wiederum wichtige Konvergenzen zwischen seinem Werk und den hermeneutischen Grundlagen Komparativer Theologie enthalten, so dass es hier um eine solidarische Kritik aus einer großen Nähe und Sympathie heraus gehen soll. Um jenseits dieser Kritik das gemeinsame Grundanliegen im Blick zu behalten, wird mein Beitrag mit einem knappen Schlussplädoyer enden, das noch einmal das dialogische Grundanliegen Geffrés aus komparativer Sicht zu würdigen versucht.

Gemeinsame Anliegen

Genauso wie die Komparative Theologie möchte auch Geffré eine agonale Verhältnisbestimmung der Religionen überwinden. Statt andere Religionen als Marktteilnehmerinnen zu sehen, die es zu verdrängen gilt, will Geffré helfen, sie als potenzielle Bündnispartnerinnen in den Blick zu bekommen, um den großen Herausforderungen der Menschheit zu begegnen. Geffré plädiert deshalb für einen „Dialog mit allen Menschen guten Willens, um das Reich Gottes zu offenbaren und voranzutreiben.“ Kriterium des Dialogs sind dabei die christlichen Grundwerte, die er mit dem II. Vatikanum auch außerhalb des Christentums verwirklicht sieht. Ziel des Dialogs ist für ihn also, „sich gegenseitig anzuspornen in der Suche nach Frieden, in der Verteidigung des Lebens und der Menschenrechte, im Kampf gegen wirtschaftliche Ungerechtigkeit.“ Fragwürdig finde ich in dem Kontext allerdings seine positive Rezeption des Projekts Weltethos von Hans Küng. Ich bin nicht so sicher, dass man den Problemen der Globalisierung mit einer globalen Ethik begegnen kann. Vielmehr scheint es mir auch und gerade in einer globalisierten Welt ebenso unausweichlich wie hilfreich zu sein, ausgefeilte und gerne auch bleibend verschiedene Ethiken der Religionen und säkularen Auffassungen zu stärken. Diese unterschiedlichen Ethiken wären dann zwar zu ermutigen, Bündnisse zur gemeinsamen Verwirklichung des Reiches Gottes einzugehen. Hierfür scheint mir aber kein globaler Minimalkonsens erforderlich zu sein, und man wird damit rechnen dürfen, dass die jeweiligen Bündnispartnerinnen von Projekt zu Projekt wechseln werden. Aber gerade so wäre wohl eine Globalisierung zu begleiten, die, wie Geffré es ausdrückt, „der doppelten Gefahr der Uniformität und des Rückzugs auf partikulare Identitäten entgeht.“

Schaut man, wie Geffré die Kirche als Modell für eine solche Form von Globalisierung beschreibt, scheint mir hier kein Dissens zu bestehen, sondern nur eine unterschiedliche Wahrnehmung des Projekts Weltethos. Wichtig scheint mir jedenfalls der grundlegende Perspektivenwechsel, den Geffrés Theologie im Blick auf Menschen anderer Religionen vollzieht und den ich aus meiner eigenen komparativen Sicht nur unterstreichen kann: „Der andere muss als jemand respektiert werden, der vielleicht schon auf den Anruf Gottes geantwortet hat und zum Reich Gottes gehört.“ Ohne a priori zu entscheiden, wie ich mich als Christ zu Menschen außerhalb des Christentums stelle, wird damit eine Haltung sichtbar, die im Fremden keine Bedrohung, sondern eine mögliche Bereicherung sieht und ihm entsprechend nicht mit einer Hermeneutik des Misstrauens, sondern mit dem hermeneutischen gewendeten principium caritatis begegnet.

Eine solche Haltung hat natürlich Folgen für das Missionsverständnis und sie verlangt nach einer theologischen Begründung. Geffrés zentrale Begründung ist einfach seine wichtige Differenzierung zwischen Jesus Christus und dem Christentum – und damit bin ich bei der zweiten Gemeinsamkeit Geffrés mit der Komparativen Theologie. Auch wenn er völlig zu Recht darauf beharrt, dass in Jesus Christus die Mitte der Geschichte und die absolute Wahrheit ist, gibt er zu, dass diese Wahrheit von der Kirche bzw. vom Christentum und sogar der Heiligen Schrift nur begrenzt erfasst wird. „Die Offenbarung, von der das Neue Testament Zeugnis ablegt, schöpft also die Fülle des Reichtums des Mysteriums Christi nicht aus.“ Gibt man diese streng genommen schon rein epistemologisch zwingende Unterscheidung zwischen absoluter Wahrheit und bedingter Erkenntnis einmal zu, ist der Weg frei, um auch außerhalb des Christentums Hilfestellungen zu suchen, um einem tieferen Verstehen Jesu Christi auf die Spur zu kommen. Gerade die Kreuzestheologie kann uns dazu ermutigen, eigene Schwächen und Mängel einzugestehen und lernbereit auf andere zuzugehen – nicht, weil die Wahrheit Jesu Christi ergänzungsbedürftig ist, wohl aber mein Verstehen dieser Wahrheit. Geffré sieht in der Unterscheidung zwischen der Universalität Jesu Christi und „der Universalität des Christentums als historischer Religion“ sogar die entscheidende Grundlage für einen glaubwürdigen und zukunftsfähigen Dialog der Religionen. Denn nur unter dieser Voraussetzung kann gedacht werden, dass wir aufrichtig durch den Dialog voneinander lernen wollen. [...]


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