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Leseprobe 1 |
DOI: 10.14623/wua.2025.1.5-10 |
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Eleonore Reuter |
Ruach – Pneuma – G*ttes schöpferische Kraft |
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In der gelebten Spiritualität der deutschen Katholik*innen spielt der Heilige Geist keine besondere Rolle. Möglicherweise liegt das auch daran, dass in der Alltagssprache „Geist“ am ehesten mit „Gespenst“ assoziiert wird. Da kann es helfen, die biblischen Wurzeln freizulegen, um neue Impulse zu erhalten.
So könnte die Tatsache nachdenklich machen, dass der größere Teil der Heiligen Schrift gar keinen „Heiligen Geist“ kennt. Zwar wird auch im Alten Testament G*ttes Geist an sehr vielen Stellen genannt, aber die Verbindung von „heilig“ und „Geist“ ist erst im Neuen Testament breiter belegt. Das lädt ein, zu reflektieren, wie die Vorstellungen sich ändern, je nachdem, ob von G*ttes Geistkraft oder von dem „Heiligen Geist“ die Rede ist.
Die biblischen Aussagen zu „Geist“ unterscheiden sich stark von moderner Pneumatologie. Während christliche Ohren völlig selbstverständlich bei „Heiliger Geist“ eine der drei Personen der Trinität hören, klingt das mit „Geist“ übersetzte hebräische Wort ruach ebenso wie das griechische pneuma, eher nach Luftbewegung. Beide Wörter werden mit Kraft, Lebensenergie und Dynamik verbunden, während eine Personifikation nur ansatzweise zu beobachten ist.
Ruach – Grundlegendes aus dem Ersten Testament
Ruach ist ein vieldeutiger Begriff, dessen einzelne Bedeutungen nicht klar voneinander abgegrenzt werden können. Die Grundbedeutung bezeichnet eine Luftbewegung. In jeweils etwa einem Drittel bezieht das Wort sich auf meteorologische, anthropologische und theologische Phänomene. Das reicht von Wind/Sturm über Atem bis hin zu G*ttes „Geist“. Das Thema „Heiliger Geist“ legt eine Konzentration auf Stellen nahe, die in einem religiösen Zusammenhang stehen. Das Nomen leitet sich von einem Verb ab, wobei umstritten ist, ob der mittlere Buchstabe ein Konsonant (w) oder ein Vokal (u) ist. rwḥ hat die Bedeutung „sich ausweiten“ oder „weit werden“, ruḥ die von „hörbar atmen“, „riechen“ oder „wehen“. Möglicherweise klingen sogar beide Verben in ruach an, sodass schon die Etymologie zeigt, dass ruach mehrdeutig, nicht greifbar und schillernd ist. Auch das grammatische Geschlecht von ruach ist nicht eindeutig. Nicht an allen Stellen lässt sich erkennen, ob es feminin oder maskulin ist. Aber etwa 200 grammatisch eindeutig femininen Verwendungen stehen nur 63 maskuline gegenüber. Fast überall, wo ruach im Zusammenhang mit JHWH oder G*tt steht, trägt es das feminine Genus. Umgekehrt sind Stellen, an denen ruach „…einen starken oder zerstörerischen Sturm bedeutet, immer grammatisch maskulin…“
Exemplarische Verwendungen im Ersten Testament
Schon die erste Verwendung von ruach in der Bibel macht die Übersetzungs- und Interpretationsschwierigkeiten deutlich. In Gen 1,2 bewegt sich, schwebt, flattert die ruach G*ttes am Anfang des Schöpfungsgeschehens auf der Oberfläche der Wasser. Was in Hinblick auf das Naturereignis als Wind oder Sturm gelesen werden könnte, zeigt sich unter Berücksichtigung der Gesamtkonzeption der ersten Schöpfungserzählung als Begriff für die g*ttliche Schöpferkraft. Vor und über aller Ausdifferenzierung der einzelnen Schöpfungsakte, die ab Gen 1,3 folgen, steht die Dynamik g*ttlicher ruach. Das Schöpfungshandeln G*ttes (Gen 1,1a) und die Bewegung der ruach (Gen 1,2b) hängen eng miteinander zusammen. Auch das g*ttliche Sprechen, das die ab V. 3 folgenden Werke jeweils erschafft, kann synonym mit der schöpferischen ruach G*ttes gebraucht werden (vgl. Ps 33,6).
Was für den gesamten Kosmos gilt, hat auch für das menschliche Leben Bedeutung. Ruach ist konstitutiv für die Lebensfähigkeit des Menschen (z. B. Gen 6,3). Es hat fast die gleiche Bedeutung wie Atem: Gen 2,7 erzählt, dass der Mensch durch g*ttlichen Atem lebendig wird; Gen 6,3 setzt voraus, dass Menschen nur so lange leben, wie ruach in ihnen ist (vgl. auch Ijob 4,9). Der Zusammenhang von Leben und ruach zeigt sich auch in Ps 104: Die Lebewesen sterben, sobald G*tt ihnen seine ruach nimmt (V. 29). Antithetisch dazu steht die Sendung des g*ttlichen Geistes, die zu ihrer Erschaffung führt (V. 30). Der Lebensgeist der Geschöpfe und der Geist des Schöpfers sind nicht voneinander zu unterscheiden.
Nicht nur der Begriff, auch die gemeinte Sache entzieht sich der präzisen Definition. Wie das Wetterphänomen „Wind“ ist ruach nicht lokalisierbar, sondern an ihren Auswirkungen zu erkennen: ruach kann man nur erfahren. Wichtiger als die Reflexion des Wesens von ruach ist daher die ihres Wirkens, das immer mit Bewegung und Dynamik verbunden ist.
Die Geistkraft ermöglicht nicht nur individuelles Leben, sondern auch auf kollektiver Ebene das Leben des Volkes. So bewirkt beim Auszug aus Ägypten G*ttes ruach die Rettung am Meer (Ex 15,8–10). Wie schon bei den Schöpfungstexten ist dabei nicht festzulegen, ob es sich um einen starken Sturm, das Zornschnauben oder den Geist G*ttes handelt. [...]
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