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Leseprobe 1 DOI: 10.14623/wua.2020.3.103-108
Markus Vogt
Umweltschutz im Spannungsverhältnis von Macht und Ohnmacht
Die Selbstwahrnehmung der meisten Umweltschützer*innen ist in hohem Maße vom Gefühl der Ohnmacht geprägt: Trotz fundierten Wissens über den Klimawandel seit mehr als 30 Jahren und trotz aller weitreichenden Beschlüsse der Vereinten Nationen zum Klimaschutz steigt der globale CO2-Ausstoß scheinbar unaufhaltsam weiter. Die Corona-Krise bringt hier mutmaßlich nicht mehr als eine kleine Atempause. Zudem verschlingt sie die finanziellen Mittel, die für den europäischen Green Deal vorgesehen waren. Wir bauen zwar die erneuerbaren Energien aus, aber gleichzeitig erlebt die Menschheit derzeit die größte Renaissance der Kohle in ihrer Geschichte. Seit Jahrzehnten wird beschworen, wie lebenserhaltend wichtig die Stabilität und Biodiversität der globalen Ökosysteme ist; dennoch steigern wir durch die expansive Landnutzung die Vernichtung der Artenvielfalt im Bereich der Pflanzen und der Tiere sowie die Vielfalt der Ökosysteme in einem atemberaubenden Tempo. Auf diese Weise erodieren wir die Grundlagen unserer Wirtschaft, unserer Ernährungssicherheit und unserer Lebensqualität weltweit.

Die Einsicht, dass sowohl das Klima als auch die Biodiversität zu den globalen Gemeinschaftsgütern gehören, von deren Erhalt der Bestand unserer Zivilisation abhängt, scheint bestens geeignet für die Rhetorik bei Umweltkonferenzen und in kirchlichen Verlautbarungen. Nicht jedoch, um einen erkennbaren Wandel in der gesellschaftlichen Praxis hervorzubringen. Die Systeme von Wirtschaft und Gesellschaft sind auf dem Kurs eines Ökozids gefangen, der immer mehr die Züge eines ökologischen Suizids der Menschheit anzunehmen droht. Die Macht der Gewohnheit und der etablierten Systeme scheint stärker als die Stimme der Vernunft.

Alle Konsument*innen tragen Verantwortung

Die Selbstwahrnehmung vieler Umweltschützer*innen als ohnmächtig ist jedoch umstritten. Im Vergleich zu anderen sozialen Bewegungen wie etwa Frauenemanzipation, Friedens- oder die Eine-Welt-Bewegung sind die Erfolge der Umweltbewegung beachtlich. Deren Wahrnehmung widerspricht der Selbststilisierung der „Umweltheld*innen“ im Modus des Kampfes von „David gegen Goliath“ sowie dem verbreiteten Bedürfnis nach klaren Feindbildern. Gerne werden die Mächtigen, „die Politiker da oben“, „die Wirtschaftsbosse“ oder abstrakte Größen wie „der Kapitalismus“ für die Misere verantwortlich gemacht. Das ist jedoch einseitig: Als Konsument*innen sind alle mitverantwortlich. Im Phänomen der „Flugscham“ ist ein wenig von diesem Bewusstsein der Mitverantwortung sichtbar geworden, allerdings mit geringer praktischer Konsequenz (erst die Corona-Krise hat zu einer Verhaltensänderung geführt, von der jedoch abzuwarten bleibt, ob sie zu einem dauerhaften Wandel der Mobilitätsmuster führen wird).

Pauschalisierungen der eigenen Ohnmacht im Schatten von Feindbildern sind politisch höchst ambivalent und können zum Steigbügelhalter populistischer Strömungen werden. Dennoch ist offensichtlich, dass das Umweltproblem heute wesentlich ein Problem der Macht ist, genauer: ein Problem der dominanten Systeme und Akteure der Gesellschaft, die nach Machterhalt streben und daher die Zumutungen radikaler ökologischer Transformation bekämpfen oder kleinhalten. Das grundlegende Problem der Knappheit des 21. Jahrhunderts sind die globalen Gemeinschaftsgüter. Am Umgang mit ihnen wird sich die Zukunftsfähigkeit unserer Zivilisation entscheiden. Dies ist im Wesentlichen eine moralische Entscheidung, die gegen die Macht der systemischen Selbsterhaltungsinteressen durchgesetzt werden muss: „Nicht die Ressourcen-Märkte, nicht die Mechanik der Wirtschaft, nicht die Knappheit der Natur, sondern die ethische Einsicht ist es, die uns zu einem treuhänderischen Umgang mit dem globalen Gemeinschaftseigentum der Menschheit verpflichtet. […] Das ist die entscheidende Aufgabe: aus freier Einsicht, ein internationales Abkommen zustande zu bringen, das fair, gerecht und effizient ist.“ [...]


Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.

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