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Leseprobe 1 DOI: 10.14623/wua.2016.1.5-9
Katharina Karl
Weiß auf schwarz
Auferstehungserfahrungen in der Seelsorge
Für meinen Vater

Auferstehung steht in einer Reihe mit Sterben und Tod – und kommt dabei kaum zur Sprache. Das ist gut nachvollziehbar. Denn Sterben, Tod und Trauer sind vitale Erfahrungen. Sie sind erleb- und greifbar, empirisch zugänglich und allen Menschen vertraut. Auferstehung dagegen steht auf einer anderen Ebene, als eine andere Seite der Wirklichkeit. Es ist die Seite des Glaubens, nicht der Fakten. Im Grunde kann Auferstehung noch nicht einmal sprachlich gefasst, sondern nur mit Bildern beschrieben werden. Sie kann daher passend als„absolute Metapher“ bezeichnet werden. Zwar ist jede Art der erzählten Erfahrung eine Interpretation des Ereignisses, aber das Auferstehungsnarrativ zeichnet sich darüber hinaus besonders dadurch aus, dass es (nur) als Glaubensinterpretation zur Verfügung steht. Das Sprechen von Auferstehung kann stets nur analog erfolgen. Auferstehung ist also nie „schwarz auf weiß“ – nie eindeutig, nie beweisbar, ein Paradox. Einem Diapositiv gleich zeichnet sie sich vor einem dunklen Hintergrund ab, wenn jemand es mit „Osteraugen“ (Hemmerle), mit den Augen des Glaubens, anschaut. Glaubenserfahrung ist mehr als ein Modewort gegenwärtiger Theologie, es ist ihre Existenzgrundlage. Schon Karl Rahner fordert die Erfahrung in seinem bekannten Wort vom Christen der Zukunft ein, der jemand sein soll, der etwas erfahren hat – oder der nicht mehr sein wird. Aber wie sieht eine solche Erfahrung aus?

Religiöse Erfahrung kann „selten oder nie unzweideutig als religiös interpretiert werden.“ Was eine christlich-religiöse Erfahrung allerdings charakterisiert, ist, dass „hier und jetzt in Jesu Heil von Gott her“ erfahrbar, der Zustand der Erlösung im Heute antizipiert wird. In diesem Sinne stellt die Auferstehung den Kern dessen dar, was die Glaubenserfahrung des Christen ausmacht. Dies ist in der christlichen Tradition vielfältig begrifflich gefüllt worden: als Lebenswende, als Gewinn an Lebensqualität, als eine neue Art der Wahrnehmung der Wirklichkeit und des Anderen. Auferstehungserfahrungen sind charakterisiert durch ein persönliches Erleben, das als etwas ganz anderes, unerwartetes, unverfügbares gedeutet wird. Dabei bleibt diese Erfahrung eben immer paradox. Sie wird geglaubt, d. h. sie ist nicht objektivierbar oder verifizierbar, sondern eine subjektive Gewissheit, eine Sicherheit im Unsicheren. Für eine erfahrungsgesättigte Theologie heute ist es entscheidend, den Begriff von Auferstehung aus der Praxis heraus zu schärfen. In diesem Beitrag wird daher der Frage nachgegangen, wie eine Pastoral der Auferstehungserfahrungen gestaltet werden kann. Dabei wird in einem ersten Schritt ein Blick auf Form und Struktur des biblischen Auferstehungsnarrativs geworfen und in einem zweiten die Aufgabe der Pastoral skizziert, topopraktisch, also an den Orten ihrer Praxis, Auferstehungserfahrungen zu erschließen.

Das Auferstehungsnarrativ in den Evangelien

Richten wir dazu den Blick auf das biblische Narrativ der Auferstehung und dessen Dynamik. In den beiden Testamenten und ihren literarischen Schichten finden sich unterschiedliche Vorstellungen und Konzepte von Auferstehung, auf die im Einzelnen einzugehen hier zu weit ginge. Deshalb beschränke ich mich auf die Ostererzählungen. Diese neutestamentlich-österlichen Schlüsselnarrative beschreiben die Auferstehung Jesu mit der jeweiligen theologischen Brille der einzelnen Evangelisten als eine Reihe von Erfahrungen der Jünger nach dem Tod Jesu. Jedes Evangelium evoziert eigene Bilder und Facetten des Auferstehungsglaubens. Die erzählten Erfahrungen sind in allen Evangelien zutiefst individuell und persönlich. Sie haben mit der Beziehungsgeschichte des oder der Einzelnen mit Jesus zu tun und spielen zugleich die entscheidende Rolle für die Konstituierung der ersten Gemeinden.

Die Auferstehung Jesu ist kein Abstraktum, sie zeigt sich konkret in der Lebensgeschichte von Menschen. Dies ist ein erstes zentrales Element. Es findet eine radikale Veränderung des Glaubens und der Gottesbeziehung der Jünger statt. Diese Erfahrung erfordert es, mit Ambivalenzen im Glauben umzugehen. Am Beispiel des Johannesevangeliums soll dies kurz skizziert werden. Zwar kommt Jesus als Auferstandener zu seinen Jüngern, er ist aber nicht wirklich greifbar. Zwar lädt Jesus Thomas ein, ihn zu berühren, doch er stellt auch das Glauben über das Sehen (vgl. Joh 20,27–29). Zwar erkennt Maria von Magdala ihren Herrn, der ist aber nicht zu halten (vgl. Joh 20,16–17). Das leere Grab gehört genauso in diesen Spannungsbogen wie das Wiederfinden des Auferstandenen. Nicht (nur) Verherrlichung und Verwandlung sind zentral für die Auferstehungsbotschaft, sondern die Prozesshaftigkeit des Glaubens. Darin kann es eine Gleichzeitigkeit von Momente des Zweifelns, des (bleibenden) Verlustes einer geliebten Person, des Bruchs im religiösen Erleben oder mit vertrauten Glaubensvorstellungen und von Momenten des langsamen Neuaufbaus eines Welt- und Gottesbildes, eines persönlichen Lebensfundaments und einer neuen Lebensperspektive geben.

Das Teilen der Erfahrung in der Erzählgemeinschaft ist ein zweites zentrales Element im Auferstehungsnarrativ. Die Evangelisten zeigen den Auferstandenen in der Erfahrung der Jünger, die sich gegenseitig berichten, was sie erlebt haben. Der Glaube an den unverfügbaren Gott, der auch da gefunden wird, wo er gestorben ist, wird so in unvergleichlicher Weise bekräftigt. Das bedeutet nicht, dass Schmerz und Schwäche dadurch glorifiziert oder ausgemerzt würden, sondern dass sie gemeinschaftlich getragen werden und für die Nachfolgegemeinde von bleibender Relevanz sind.

Diese beiden genannten Aspekte, das biografische Moment und die Bedeutung der Erzählgemeinschaft, stellen eine Inspiration für die folgenden Überlegungen zur Seelsorge in der Gegenwart dar. [...]


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