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| Stichwort |
DOI: 10.14623/wua.2025.4.146-149 |
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| Maximilian Gentgen |
| Zugängliche Mystik: Johannes Tauler (1300–1361) |
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„Wisset, wäre ich nicht Priester und lebte nicht in einem Orden, ich hielte es für ein großes Ding, Schuhe machen zu können, und ich wollte es besser machen als alles andere und wollte gerne mein Brot mit meinen Händen verdienen.“ Diese bescheidenen Worte zeugen von der Demut eines „der zugänglichsten aller christlichen Mystiker“, des Dominikaners Johannes Tauler. Bis heute wird er gekannt und geschätzt. Wer war dieser Mann, der Gott ins uns fand, und doch so bescheiden bleiben konnte?
Taulers Leben
Taulers Biografie liegt weitgehend im Dunkeln, nur wenige Eckdaten sind sicher. Um 1300 wird Tauler als Sohn einer Straßburger Patrizierfamilie geboren. 1315 tritt er als Jugendlicher in den Dominikanerorden ein und studiert später in Köln, wo es höchstwahrscheinlich zu einer persönlichen Begegnung mit Meister Eckhart kommt.
Um 1338 muss er mit den Brüdern aufgrund eines Interdikts seine Heimatstadt Straßburg verlassen, da die Stadt in den Auseinandersetzungen zwischen Papst Johannes XXII. und Kaiser Ludwig IV. dem Bayern zum Kaiser hält. Anschließend lebt und wirkt er mehrere Jahre in Basel. Um 1343 kehrt er nach Straßburg zurück.
Es sind unruhige Zeiten: Zwischen 1346 und 1357 erschüttern Erdbeben den Rheingraben. Überschwemmungen, Missernten und Hunger sind die Folge. 1347/48 bricht zudem die Pest aus, die allein in Straßburg fast 16.000 Menschen hinwegrafft. Geißlerzüge (Flagellanten) ziehen büßend durch die Straßen. Neben dieser Autoaggression werden auch Andere als Sündenböcke für die Beulenpest gesucht; so kommt es 1349 in Straßburg zu einem der schlimmsten Judenpogrome des Mittelalters, in dem fast 2.000 Menschen zwangsbekehrt oder verbrannt werden.
Inmitten der kirchenpolitisch aufgeheizten bis apokalyptischen Stimmung wendet eine religiöse Bewegung den Blick nach innen. Die Gottesfreunde (gotesfrúnt) sind Männer und Frauen aus allen Gesellschaftsschichten, die sich um eine intensive Gottesbeziehung mühen. Sie vernetzen sich, ohne eine feste Struktur, in Bayern, Schwaben, der Schweiz und dem Elsass.
Tauler steht mit ihnen in regem Briefwechsel, besonders mit der Dominikanerin Margarete Ebner (1291‒1351) und dem Weltpriester Heinrich von Nördlingen (1310‒1379). Er selbst wird als Volksprediger eine der prägenden Gestalten der Gottesfreunde werden.
1361 stirbt Johannes Tauler im Straßburger Dominikanerinnenkloster, in dem auch seine leibliche Schwester lebt. Er selbst wollte nie im Mittelpunkt stehen. Sein einziges zeitgenössisches Abbild findet sich auf seiner Grabplatte im ehemaligen Dominikanerkloster zu Straßburg (heute Temple-Neuf). Und doch muss Tauler bereits zu Lebzeiten als Prediger einen tiefen Eindruck auf seine Hörerschaft gemacht haben.
Tauler als Prediger
Johannes Tauler gilt als eine der herausragenden Gestalten der deutschen Mystik im 14. Jahrhundert, von der man sagen kann: „Meister Eckhart († 1327) war ihr Theoretiker, Johannes Tauler († 1361) ihr Prediger und Heinrich Seuse († 1366) ihr Poet.“
Dabei sitzen Tauler und Seuse nicht bloß als Schüler zu Füßen ihres Lehrers Eckhart, sondern sind selbst Meister der Mystik. Es wäre darum „ganz falsch, Tauler nur als einen vereinfachten Eckhart“ anzusehen.
Tauler erhält im Orden eine gute theologische Ausbildung, erwirbt aber keinen akademischen Grad. Anders als sein Lehrer Eckhart ist er also kein Schultheologe und verfasst auch keine theologischen Traktate. Seine Aufgaben liegen in der Predigt und in der Seelsorge, vor allem in der pastoralen Betreuung der Schwestern des Dominikanerordens (cura monialium). Allein in Straßburg gibt es zu dieser Zeit sechs Dominikanerinnernklöster. Den Dominikanerinnen verdanken wir auch den Nachlass aus etwa 80 Predigten, die von Tauler erhalten sind.
Als Prediger gebraucht er eine tiefe, doch lebensnahe Sprache sowie Beispiele aus der Natur, dem Handwerk und dem Leben der Bauern. Er predigt, um verstanden zu werden. Wie Eckhart will er nicht bloß ein „Lesemeister“, sondern ein „Lebemeister“ sein, der eine konkrete Lebenslehre weitergibt.
Taulers Lehre
Tauler greift das traditionelle Schema des geistlichen Lebens als einen Weg aus Reinigung, Erleuchtung und Vereinigung auf und gibt ihm sein eigenes Gepräge. Im Zentrum stehen für ihn eine ständige Neubesinnung und Umkehr (kêr), die er nicht als mystischen Sonderweg, sondern konsequent als Nachfolge Christi versteht. Dabei verknüpft Tauler Mystik und Moral in drei wesentlichen Haltungen, über die er beständig predigt: „umkehren, loslassen und empfangen“ [...]
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