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Leseprobe 3
Innocent Smith
Dominikanischer Choral
Haltung und Heiligkeit
Dominikanischer Choral ist eine Art Dialekt des lateinisch-liturgischen Choralrepertoires, welches allgemein auch als Gregorianischer Choral bezeichnet wird. Das dominikanische Repertoire wurde zum ersten Mal im frühen 13. Jh. aus bereits existierenden Chorälen zu einer Kompilation zusammengestellt, Mitte des 13. Jh. ediert und standardisiert und im Verlauf der folgenden Jahrhunderte allmählich erweitert. Die Dominikanischen Choräle stimmen textlich häufig mit dem weiter gefassten Römischen Ritus überein, weisen Unterschiede hauptsächlich in der melodischen Fassung auf und finden immer noch Verwendung in der Feier der Messe und des Stundengebets nach der ordentlichen Form des Römischen Ritus. In diesem Beitrag sollen kurz und prägnant (breviter et succincte) einige Überlegungen zu charakteristischen Aspekten und zur Geschichte des Dominikanischen Chorals angestellt werden.

Dominikanischer Choral und dominikanische Identität

Die Haltung des Predigerordens zum Gregorianischen Choral kommt in den aus dem 13. Jh. stammenden Constitutiones antique zum Ausdruck. Wesentliche Charakteristik dieser Haltung bilden die Wahrnehmung der integralen Verbindung von Gesang und Körperlichkeit, die Betonung der gemeinschaftlichen Feier der Liturgie, welche die Abwesenheit Einzelner erlaubt, die Praxis der kurzen und prägnanten Aufführungsweise und die hochdifferenzierte Sensibilität für eine Abstufung innerhalb der Feierlichkeit der Gesänge. Diese Merkmale führten in der Mitte des 13. Jh. zur Herausbildung eines spezifischen Choralrepertoires – der Orden kann in diesem Zusammenhang als Ursache und der Choral als Wirkung verstanden werden. Wie auch immer: Das einmal entstandene Repertoire konnte von nun an zu einer Hilfe für die Ausbildung einer dominikanischen Identität bei neu in den Orden eingetretenen Brüdern werden.

Dominikanischer Choral und der Körper

Für die ersten Dominikaner stellte der Choral einen wesentlichen Aspekt ihres Gottesdienstes dar. Für Humbert von Romans ergab sich insbesondere im Gottesdienst eine tiefgreifende Einheit von Herz, Mund und Körper1, weswegen eine vollständige Darstellung des Dominikanischen Chorals nicht nur die gesungenen Texte oder Melodien, sondern auch die Öffnung des Herzens und die Körperhaltung berücksichtigen muss.
Angesichts der Tatsache, dass Gregorianischer Choral heute vor allem mit einem Bild von in ätherischen Melodien schwelgenden Mönchen verbunden wird, sollte betont werden, dass Choral für Dominikaner immer als fundamentale Verkörperung verstanden wurde. So ist es äußerst bezeichnend, dass das erste Kapitel der Constitutiones antique, welche eine Adaption der Konstitutionen von Premontré darstellen und in den Jahren von 1217–1235 kompiliert wurden, bereits bestimmte Körperhaltungen für die Aufführungspraxis der verschiedenen Arten von Chorälen kennt. So ist beispielsweise für das Singen des Gloria patri, für die vom Priester gesungene Kollekte während der Messe und des Offiziums und auch für die letzten Verse der Hymnen des Offiziums, für das Suscipe deprecationem nostram des Gloria und für das Homo factus est des Credo eine tiefe Verneigung vorgesehen; die Brüder knien während der Eröffnung des Salve sancta parens und des Veni sancte Spiritus; darüber hinaus ist vorgesehen, dass die eine Seite des Chores während des ersten Psalms steht, während die andere Seite sitzt, wobei die Aufteilung der Chorseiten alteniert.2 Diese Regeln und Vorschriften deuten darauf hin, dass sich bereits in der Anfangszeit des Predigerordens ein liturgischer Brauch etabliert hatte, innerhalb dessen der Gregorianische Choral in ein System von Gesten und Körperhaltung integriert wurde, welches wiederum sehr fein auf die liturgischen Handlungen abgestimmt war. In seinem Kommentar zu den Konstitutionen bietet Humbert von Romans eine ausführliche Erklärung der Bedeutung von Körperhaltungen während der diversen Choräle.3 Durch die Geschichte hindurch hat der Orden an dieser fundamentalen Verbindung von Choral und Körperhaltungen festgehalten.4 [...]


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