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Leseprobe 1
Michael Hochschild
Toyota, Amy und Heiligenkreuz
Oder: Was steckt hinter dem postmodernen Musikgeschmack?
Toyotas Erfolgsstory („Nichts ist unmöglich“) war gestern, dann kam kurz Amy Winehouses Retrotrash mit einer Musik als einem Leben („Alles ist notwendig“). Die Frage ist: Wie geht es heute weiter? Warum führt die Entwicklung ausgerechnet in die Kirchenmusik? Und vor allem: Was steckt dahinter? Die These ist simpel: Die Sternstunden der Dilettanten sind vorbei. Leere Souveränitätsgesten reichen heute nicht mehr aus, Existenzpathos (wie bei singenden Mönchen aus Heiligenkreuz oder Weltpriestern in Frankreich) ist gefragt. Der Zeitgeist fordert Authentizitätsüberschuss, damit die postmoderne Gesellschaft ihren Zeitgenossen den Feinstaub der großen Erzählung ihrer Geschichte (des Christentums!) über die Ohren in ihre Herzen spült. Merke: Alles ist lebendig!

„Nichts ist unmöglich“


Wer am Pranger steht, ist als Lehrmeister ungeeignet. Das musste Toyota nach einem kometenhaften Aufstieg zum weltgrößten Automobilhersteller in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts schmerzlich spüren, als 2010 aufgrund einer Pannenserie mit defekten Bremspedalen weltweit mehrere Millionen seiner Automobile aus Sicherheitsgründen ins Werk zurückgerufen werden mussten. Der Imageschaden hatte das Unternehmen so stark getroffen, dass das einstige Branchenvorbild sogleich hinter seinen Konkurrenten General Motors zurückfiel, ja sogar hinter Volkswagen und Hyundai/Kia.
Dabei hatte alles so sagenhaft begonnen. Aus einer abgelegenen Webstuhlfabrik wurde am Ende des 19. Jahrhunderts ein multinationales Unternehmen, das als Automobilhersteller ab 1937 Erfolgsgeschichte um Erfolgsgeschichte schrieb1, zuerst mit seinem Produktionssystem, demzufolge ein Arbeiter mehrere Maschinen zugleich bedienen konnte, dann mit seiner benzinsparenden Kleinwagenpolitik inmitten der Zeit der Ölkrise in den 1970er Jahren und heute schließlich mit dem ökologiebewussten Hybridantrieb. Immer war Toyota seinen Konkurrenten eine Nasenlänge voraus, schien es. Dazu kamen hervorragende Werte in der Pannenstatistik und bei der Kundenzufriedenheit und ein einzigartiges Preis-Leistungsverhältnis. Für Toyota galt sprichwörtlich „Nichts ist unmöglich“ – sein eigener Werbeslogan. Die Unternehmens- und Erfolgsgeschichte hatte gezeigt, dass alles möglich ist. Moderner ging es nicht. Ganz wie Toyota hechelte auch die Moderne von einem Erfolg (gegen die Religion in Form der Säkularisierung) zum nächsten Erfolg (gegen die Natur in Form der Technik). Die Beschleunigung der modernen Gesellschaft machte allmählich Glauben, die Moderne sei nicht mehr zu bremsen und deshalb käme auch nichts mehr nach ihr – außer dem Nichts.2 Toyota hat das große Versprechen der Moderne verkörpert und ist zugleich mit ihm untergegangen. Es brauchte nur einen überdeutlichen Misserfolg – und all die Errungenschaften zählen nichts mehr. Bei Toyota war es der Skandal ums Bremspedal, der so große Namen wie Corolla und Yaris in den Abgrund riss. Bei der modernen Gesellschaft zeigt sich das im Moment an ihrer Wirtschafts- und Finanzkrise, die ganze Staaten und politische Bündnisse bedroht und Werte wie Freiheit und Wohlstand quasi abzuschreiben sich angewöhnt. „Nichts ist unmöglich“ – das klingt auf einmal nicht mehr wie eine moderne Allmachtsphantasie, sondern wie eine Drohung nahenden Unglücks. „Alles ist möglich“ lernt man jetzt, kann auch heißen: sogar der Abstieg jener erfolgsverwöhnten Götter vom Olymp der Moderne. Es droht mit dem Aus das Nichts, weil man sich nichts anderes vorstellen kann, als dass es immer so weiter geht. Das gilt für Toyota im Speziellen nunmehr genau so wie für die Moderne im Allgemeinen.

„Alles ist notwendig“

Wie man diese finale Geschmacklosigkeit der Moderne zu überwinden sucht, also jene leeren Souveränitätsgesten einer Gesellschaft, die an sich selbst glaubt, solange sie dabei nicht im Mindesten gestört wird, das hat die britische Sängerin Amy Winehouse gezeigt. [...]


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