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Stichwort
Mark Butaye
Nacht
Vielleicht gibt es keine Erfahrung, die existentiell mehrdeutiger ist als die Nacht. Noch mehr als ,der Tag‘ erscheint ,die Nacht‘ in philosophischer, ökonomischer, kultureller und religiöser Hinsicht als Sammelbegriff voll gegensätzlicher und sich stets überlagernder Bedeutungen. Jede Bedeutung, welche die Nacht hervorruft, enthüllt ihre ganz eigene Vernunft und ist bis zu einem gewissen Grad nur kurzfristig wahr. Keine ihrer Momente und Bedeutungen gelten zwingend für jeden. Heute kann man in Brüssel die Wohltat einer akustischen Nachtruhe nicht mehr preisen, ohne gegenteilige Meinungen hervorzulocken. Denn die Romantik der stillen heiligen Nacht hat ihre Allgemeingültigkeit verloren und manifestiert sich vielmehr sehr lokal, einmal in dem einen Stadtteil, dann in einem anderen, je nachdem welchen Stadtteil die ohrenbetäubenden Flugzeuge als Ergebnis der politischen Entscheidungen überfliegen. Die Identität der Nacht gleitet. Und vielleicht ist das ihre heftigste Eigenschaft. Sie ist weiblich. Und nicht nur grammatikalisch.

Nacht-Erfahrung

Einmal kündigt sich die Nacht an als mitleidiges Entstauben des Tages; das andere Mal als tiefste ertränkende Sehnsucht nach dem eigenen Bett, um letztendlich zu Hause anzukommen, an einem Ort, der mir zum Nest wird in einem anderen Teil meiner selbst. Kann man den Tag noch irgendwie bewusst aus den Händen geben, oder ihm zumindest langsam entgleiten, dann liegt das, was stattdessen kommt, mehr auf der Ebene des Empfangens, gleichsam als bestünde eine Verbindung zwischen der Finsternis und dem Aufsteigen der Dinge.

Die Nacht ist nicht nur die Kehrseite der Tageszeit. Sie ist eine andere Zeit. Wir ziehen die Gardinen zu und handeln damit sehr widersprüchlich: obwohl wir mitten in der Nacht sind, schließen wir sie und ihre Finsternis aus, ohne sie zu verleugnen oder abzuweisen. Wir umhüllen uns mit dem Gedanken, so ihre Unheimlichkeit abzuhalten und ihre umsorgende Wärme festzuhalten, ja sie uns selbst zu Eigen zu machen. Diesem Verlangen kann man nicht entkommen. Es ist eine Art, sich durch einen anderen Teil seiner Selbst überwältigen zu lassen, der vor allem in diesen Momenten aufzuleben scheint. Es ist die Zeit, in der wir nicht die Zeit in die Hände nehmen. Wir lassen geschehen, was kommen mag. Eine Weise, nicht kartesianisch zu sein. Suhlend – weich, langsam, Wort mit einem langen U, wie uhu der Stimme der Minerva. Nacht, nicht ewig, aber nahezu zeitlos. Für Liebende ein Seufzer gegenseitiger Zuneigung; nach der eintauchenden Dauer eines langen Streichelns die große Berührung. See und Ort des Schlafens vor der halben Welt, der notwendige Rückzug aus den Bekümmernissen des Lebens. Nacht als Halt. [...]


Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.

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